An einem der Eingänge zu POSTECH steht ein großes elektronisches Banner, auf dem in einminütigen Abständen wichtige Mitteilungen der Universität erscheinen.
Diese Mitteilung ist besonders relevant, da vor ein paar Wochen das Chemielabor abgebrannt ist. Übrigens eine sehr interessante Story, denn obwohl gifitge Gase in der Luft lagen, der Brand nicht löschbar war und eine Explosion im Laufe des Tages sehr wahrscheinlich, wurde die Uni nicht evakuiert und der Unterricht fand wie gewohnt statt. Nur dank unseres Englischlehrers (ein Kanadier), der sich unheimlich über die Verantwortungslosigkeit der Uni (nur nicht das Gesicht verlieren) aufgeregt hat, haben wir überhaupt erfahren, wie ernst die Lage war. Ein koreanischer Mitschüler hat dann noch versucht zu beschwichtigen und erwähnt, dass die Feuerwehr bereits seit dem Ausbruch des Brands um 4 Uhr morgens mit Wasser löscht. Ein Chemielabor mit Wasser löschen? Das hat unseren Lehrer nur noch mehr auf die Palme gebracht. Er bat uns vorsichtig zu sein und den Tag möglichst weit vom Chemielabor zu verbringen. Zum Glück ist jedoch nichts schlimmes passiert. Später haben wir erfahren, dass der Brand, der Schäden in Milliardenhöhe zur Folge hatte, wahrscheinlich durch einen Kabelbrand verursacht wurde. Wir hielten das zunächst für eine armselige Coverstory, Freunde die in anderen Labors der Uni arbeiten, bestätigten jedoch die hohe Wahrscheinlichkeit eines Kabelbrands. Denn in jedem Raum gibt es eine Steckdose. Strom aus dieser Steckdose wird über mehrere ineinander gesteckte Mehrfachsteckdosen an sämtliche Geräte in diesem Raum weitergeleitet. Es muss wohl sehr abenteuerlich aussehen. Und da im Winter grundsätzlich mehr Strom verbraucht wird als im Sommer, meint die Uni uns mit hilfreichen Tips diesbezüglich auszustatten, damit nicht das nächste Labor auch noch in Flammen aufgeht. Dankeschön.
Diese Nachricht läuft bereits seit unserer Ankunft hier in der Dauerschleife und wir wissen auch warum. Die meisten Todesfälle in Korea geschehen durch Autounfälle. Die Koreaner fahren wie die Verrückten und Bus- und Taxifahrer stellen hierbei leider keine Ausnahmen dar. Wer im Bus Pech hat und keinen der viel zu wenigen Sitzplätze ergattert leidet die ganze Busfahrt über am Fahrstil des Busfahrers. Man wird nach vorne und hinten geschleudert, nach links und nach rechts, und kommt nach am Zielort mit einigen blauen Flecken mehr an. Die Taxisfahrt sollte also viel entspannter sein, denn schließlich hat man hier auf jeden Fall einen Sitzplatz und man kann sich anschnallen. Leider funktionieren in manchen Taxis die Sitzgurte allerdings nicht und Koreaner legen offensichtlich auch keinen gesteigerten Wert auf diese Sicherheitsmaßnahme. Dass der Taxifahrer, um schneller an sein Ziel zu kommen, allerdings gerne mal auf der falschen Spur fährt, in die Gegenrichtung, über rote Ampeln, oder mit über 130 kmh und zitternden Händen durch die Nacht düst, wird hingegen sehr gerne gesehen. Denn schließlich kostet jede Minute Geld. Also liebe Koreaner, bitte denkt wenigstens an die Sicherheitsgurte!
Klingt doch sehr verantwortungsbewusst, oder? Leider sind das nur leere Worte. Die Türen hier haben keinerlei Abdichtung gegen den kalten Winterwind und im Sommer liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren, so dass wir regelmäßig Halsschmerzen und Erkältungen hatten, dabei reicht es doch einfach das Fenster aufzumachen. Aber die Koreaner nehmen das Energieproblem sehr ernst. Die Heizkörper (wohl bemerkt gibt es hier keine Heizungen, sondern nur diese Stromfresser) werden erst Abends ab halb neun aktiviert. Den Tag über sitzt man also in mehreren Schichten eingewickelt am Schreibtisch und versucht sich mit Tee warmzuhalten. Dafür hat man es nachts dann so kuschelig warm, dass man mit offenem Fenster schlafen kann/muss. Sehr klever. Zum Glück kommen wir Ende Dezember wieder zurück nach Deutschland. Einen richtigen Winter möchten wir hier nämlich nicht erleben.
Koreaner sind leidenschaftliche Raucher. Um ein gutes Image zu gewährleisten, ist rauchen auf dem gesamten Campus allerdings untersagt und wir haben hier auch noch nie jemanden rauchen sehen. Offensichtlich wird es sehr streng bestraft. Koreaner - Könige des Gruppenzwangs (im negativen und positiven Sinne)!
Zum Abschluss noch einige inspirierende Bilder. Wir denken, sie sprechen für sich.
"POSTECH - Das Licht der Welt von morgen" - das haben noch nicht mal MIT oder Harvard gewagt, von sich zu behaupten.
AntwortenLöschenZwei Minuten vor dem elektronischen Banner liefern reichlich Stoff für den Blog und einen Einblick in die koreanische Denke - dank Deiner Interpretationen. Wie immer - ein reines Lesevergnügen!